Modellhafte Kalksteinkonservierung am stark umweltgeschädigten Westportal des Halberstädter Doms
gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), abgeschlossen: 2000
Kieselsäureester (KSE) an der Oberfläche einer Gipskruste. Das Festigungsmittel kann morphologisch durch die materialspezifischen Schwindrisse nachgewiesen werden. (REM-SE-Aufnahme) |
Typisches Profil der Gipskruste über einer Hohlstelle (Blase): An der Außenseite (im Bild links) haben eng verwachsene Gipskristalle ein dichtes Gefüge gebildet. Dahinter befindet sich ein poröses, lockeres Gefüge aus überwiegend tafeligen Gipskristallen. (REM-RE-Aufnahme) |
Die mikroskopischen Untersuchungen haben deutlich gezeigt, dass die äußerst problematischen Schadensformen mit beiden Konservierungsmitteln zur Zeit noch nicht zufriedenstellend behandelt werden können. Trotz hoher Aufnahmeraten war das Festigungsmittel nur sehr vereinzelt in den geschädigten Gefügen nachweisbar. Es muss angenommen werden, dass erhebliche Mengen in Rissen versickerten. Durch fehlenden Kapillarzug des umgebenden, nur äußerst schwach saugenden Kalksteins wurden die flüssigen Konservierungsmittel nicht ausreichend lange in den Gefügebereichen gehalten, in denen die Erhärtungsreaktionen stattfinden sollten.
Auch die Verwendung von Kalkasein zum Füllen von Hohlstellen bzw. Mürbzonen hat bislang noch nicht zu zufriedenstellenden Ergebnissen geführt. In der Hinterfüllmasse traten zahlreiche Schwindrisse auf. Eine kraftschlüssige Anbindung an die Gefügebestandteile war nur in einzelnen mürben Bereichen mit geringen Partikelabständen nachweisbar. In breiteren Rissen waren häufig nur die Rissflanken stellenweise mit Kalkkasein bedeckt.
Schließlich wurde die mikrobiologische Verwertbarkeit des Kalkkasein bei pH-Werten von 12,7 und 7 untersucht. Hierzu wurden Materialproben auf entsprechenden Nährmedien mit Algen-, Bakterien- und Pilzsuspensionen angeimpft.
Die mikrobielle Kontamination der untersuchten Kalk-Kasein-Gesteinsproben war bei einem hohen pH-Wert (12,7) relativ schwach ausgeprägt. Während chemoorganotrophe Bakterien in Form von Biofilmen nachgewiesen werden konnten, war ein Algen- und Pilzwachstum nur punktuell feststellbar. Auch eine Absenkung des pH-Wertes in den neutralen Bereich (pH 7) hatte kein verstärktes Wachstum von Pilzen oder Bakterien zur Folge.
Veröffentlichung zu diesem Projekt:
"Dom zu Halberstadt - Mikroskopische Untersuchungen an Testflächen" [PDF] (6,1 MB)
Datenschutzerklärung | Copyright © 2021 : Herbert Juling | login