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Materialkundliche Untersuchungen am Niedersachsenstein in Worpswede

abgeschlossen: 1998

Niedersachsenstein Worpswede
(Gepardenforellenfischer , CC BY-SA 2.5)

REM-Untersuchung einer Ziegeloberfläche mit dichter Salzkruste. Eng verwachsene Gipskristalle mit ausgeprägter Zwillingsbildung. Diese Formen sind hinter einer Ziegelschale enstanden. [REM-RE-Aufnahme] 

Der Niedersachsenstein in Worpswede, nach einem Entwurf von Bernhard Höttger 1922 fertiggestellt, ist die einzige expressionistische Großplastik Deutschlands und daher von höchster kunstgeschichtlicher Bedeutung. Das Bauwerk ist als freistehender Korpus in Ziegelbauweise mit Kalksandsteinkern ausgeführt, einen Adler symbolisierend. Im Vorfeld dringend notwendiger restauratorischer Arbeiten beauftragte die Stiftung Worpswede die MPA Bremen mit der Durchführung einer materialkundlichen Zustanduntersuchung.

Hierbei wurden hauptsächlich zwei, einander negativ beeinflussende, Problemfelder erkannt. Während der letzten handwerklichen Instandsetzung wurden Ziegel und Mörtel gewählt, die sich in ihren physikalisch-technischen Kennwerten zu stark von den Original-Baustoffen unterscheiden. Außerdem wurde die gesamte Skulptur nach Abschluß der Maurerarbeiten hydrophobiert.
Die Austauschmaterialien sind vergleichsweise hart und die Unterschiede in den Elastizitätseigenschaften haben zu starken Rissen im Bauwerk als Folge auftretender Scherkräfte geführt.

Durch diese Risse, begünstigt durch Bauwerksgeometrien (Gesimse, Kehlen) drangen bei Niederschlägen erhebliche Wassermengen ein. Die Wasserabgabe wurde durch die Hydrophobierung der Ziegel- und Mörteloberflächen stark behindert. Das führte zu einer massiven Durchfeuchtung und zu einem Feuchtestau hinter der Hydrophobierung. Die Folge waren massive Frostschäden im Winter. Salze spielen im Schadensprozess nur bereichsweise eine Rolle.

Aus den Ergebnissen der materialkundlichen Untersuchungen wurde eine Empfehlung hinsichtlich möglicher Austauschmaterialien für die anschließeneden Sanierungsarbeiten abgeleitet (Ziegelkenngrößen, Mörtelreparatur).
 

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