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Konservierung oder Ersatz von umweltgeschädigtem Tonschiefer als Wandbehang in der Weltkulturerbe-Altstadt Goslar – Modellvorhaben Mönchehaus

gefördert durch die Bundesstiftung Umwelt (DBU) (2014-2017)


Typisches Fachwerkgebäude mit Schieferdach: Mönchehaus in Goslar

Der dunkelgraue Tonschiefer ist für das Weltkulturerbe Goslar von ganz besonderer Bedeutung. Die Materialität bestimmt das Stadtbild wesentlich, weil der Tonschiefer die meisten Dächer der Altstadt bedeckt sowie auch als Wandbehang zahlreiche Bauwerke schützt und schmückt. Diese doppelte Funktion des Materials ist jedoch gefährdet. Frühere Umwelteinflüsse, insbesondere die Luftschadstoffe und der„Saure Regen“ des 19. und 20. Jahrhunderts, sind die Ursache für fortschreitende Substanzverluste durch Auf- und Abblättern des Plattenmaterials. Der Schadensprozess beginnt meist unmerklich im Porenraum des Tonschiefer-Gefüges mit der Neubildung und Umkristallisation von wasserlöslichem Kalziumsulfat (Gips). Neben dem „schleichenden“ Verlust an den Oberflächen können dabei einzelne Dach- und Wandbehangplatten auch stärker entfestigt und vollständig zerstört werden. Die vorliegenden Schadensbilder sind auf anthropogene Umwelteinflüsse zurückzuführen, teils infolge des regionalen Bergbaus und Verkehrs, teils aber auch durch Ferntransport von Schadstoffen aus weiter entfernten Quellen.

Häufig wurde und wird das Plattenmaterial bei Instandsetzungsmaßnahmen als „Verschleißschicht“ dem Bauschutt zugeführt. Diese traditionelle Praxis geht darauf zurück, dass der Tonschiefer in der erforderlichen Qualität und Menge in den Steinbrüchen verfügbar war. Da jedoch in den nahegelegenen Steinbrüchen seit den1960er Jahren kein Abbau mehr stattfindet, muss das benötigte Austauschmaterial aufwändiger beschafft werden. Der an den Bauwerken noch vorhandene Originalbestand an Harzer Schiefer schwindet dementsprechend zunehmend. Es müssen daher dringend Initiativen ergriffen werden, den Bestand zu bewahren und die Verluste zu reduzieren, weil der Tonschiefer einen wesentlichen Teil der konstituierenden Denkmalgeschichte von Goslar und darüber hinaus darstellt. Ähnlich wie dies etwa bei Dachziegeln oder Sandsteinplatten historischer Bauwerke schon üblich ist, müssen zukünftig auch für die Dach- und Wandbehangplatten aus Harzer Schiefer die Voraussetzungen für die Erhaltung und Wiederverwendung geschaffen werden. Die (noch) vorhandene Kompetenz des Handwerks wird dazu nicht ausreichen. Dringend benötigt werden dazu die geowissenschaftlichen und materialkundlichen Grundlagen sowie maßnahmenorientierte Forschung zur Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit der Konservierung.

Bewilligungsempfänger:
•    Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Hannover

Projektpartner:
•    Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)
•    Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim
•    MPA Bremen
 

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