Forschungsprojekte
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Entwicklung von Maßnahmen zur Verminderung von Bleikorrosion an Orgelpfeifen aus dem 17. Und 18. Jhdt.

gefördert durch die Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Klosterkammer Hannover (2016-2018)


Orgel in der Marienkirche Celle

Orgeln spielen und spielten für die Entwicklung der Europäischen Kultur eine wichtige Rolle. Sie bilden damit einen herausragenden Gegenstand der Europäischen Denkmalpflege, sind aber keine Museumsobjekte, sondern bis heute in der aktiven Kulturpraxis der Gegenwart (Konzerte, Gottesdienste) verankert. Die historischen Instrumente stellen ein unwiederbringliches Zeugnis unserer Geschichte dar, denn sie sind eng verbunden mit ästhetischen und stilistischen Traditionen ihrer jeweiligen Entstehungszeit und spiegeln in hervorragender Weise die Handwerkskunst verschiedener Epochen wider. Mehr als 10.000 historische Instrumente existieren noch in ganz Europa. Im Nordwesten Deutschlands befindet sich die weltweit größte Ansammlung spielbarer historischer Orgelinstrumente. Diese wertvollen Instrumente mit originalen Pfeifenbeständen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert stellen gewissermaßen das Klanggedächtnis einer Zeit dar, in der die norddeutsche Orgelkultur eine führende Rolle in Europa innehatte. Zentrale Figur ist dabei der bekannte und überaus produktive Orgelbauer Arp Schnitger (1648 – 1719).

In den letzten Jahren häufen sich Meldungen über Korrosionsschäden an diesen wertvollen Kulturgütern. Korrosive Umweltgase gefährden bzw. zerstören die Metallpfeifen, die die zentrale Grundeinheit einer Orgel bilden. Ein zentrales Problem stellen dabei klimatische Veränderungen der letzten Jahrzehnte in und außerhalb der Instrumente dar. Diese führten zu sehr hohen Luftfeuchtigkeiten nicht nur im Kirchenraum, sondern auch in den Windsystemen der Orgeln. Gleichzeitig liegen in den Instrumenten hohe Konzentrationen an Essigsäure vor, die durch den Einsatz frischen Eichenholzes bei vergangenen Restaurierungen und auch die Verwendung von modernen Acetatleimen hervorgerufen werden.

Ziel des Projektes war die Entwicklung von Maßnahmen, sowohl die Luftfeuchtigkeit als auch die Essigsäurekonzentration in den Orgelinstrumenten durch geeignete Maßnahmen zu vermindern und den Einfluss auf die fortschreitende Korrosion der Bleipfeifen zu verifizieren. Im Projekt waren neben den Material- und Konservierungswissenschaftlern der MPA/IWT Bremen auch die Musikhochschule Bremen mit ausgewiesenen Experten für Orgel und Orgelbau des 17. Und 18. Jahrhunderts, und insbesondere vier Orgelbau-Firmen, die mit der Pflege und Restaurierung dieser bedrohten Orgelinstrumente beschäftigt und beauftragt sind beteiligt. Insbesondere aus dieser Gruppe von Handwerkern kommen in den letzten Jahren Hilferufe, da dieses Problem ohne wissenschaftliche Hilfe nicht zu lösen ist.

Bewilligungsempfänger:
•    MPA Bremen

Projektpartner:
•    Hochschule für Künste/Arp-Schnitger-Institut Bremen
•    Jürgen Ahrend Orgelbau, Leer
•    Gebr. Hillebrand GmbH Orgelbau KG, Isernhagen
•    Rowan West Orgelbau, Altenahr
•    Orgelbauwerkstatt Bartelt Immer, Norden

Aus den Ergebnissen dieses Projektes ist ein Handbuch für "Maßnahmen zur Verminderung von Bleikorrosion an Orgelpfeifen" entstanden. [PDF] 7 MB
 

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